Staatstheater Braunschweig
Immer mehr Theater setzen während ihren Inszenierungen aufwendige Projektionen ein. Auch das Staatstheater Braunschweig hat seine Technik dahingehend aufgestockt. Martin Schulze nutzt sie für seine Aufführung von „Dantons Tod“ und kreiert mit Videos nicht nur Stroboskopeffekte.
Der Blick auf die Bühne genügt, um zu erkennen, dass die Inszenierung nicht mit Requisiten trumpfen will:
Das Bühnenbild besteht aus einer 54 Quadratmeter großen Rückwand, der weiße Tanzteppich davor misst knapp 148. Inspiriert ist das Bild durch den ja-panischen Künstler Ryoji Ikeda. Für seine Installationen arbeitet er mit synchroni-sierten Videoscreens, Echtzeit-Content, Licht- und Stagedesign.
Regisseur Schulze nutzt diese Elemente für seine Version von Georg Büchners „Dantons Tod“ im Staatsthea-ter Braunschweig. Am 3. Oktober 2015 fand dessen Premiere im Großen Haus statt. Schulze inszeniert das Stück mit Streifen und rechtwinkligen Formen als Video oder Still. Manchmal setzt er auch schnell abgespielte Streifenvideos ein, einen Stroboskopeffekt zu erzeugen. Die Videos markieren Räume – teils in mehreren Dimensionen – und zeigen, dass Projektion im Theater weit mehr als nur zweidimensionale Bilder vermitteln kann.
Eingesetzte Videotechnik
Um derartige Inszenierungen zu ermögli-chen, entschied sich das Theater für zwei Projektoren des Typs TITAN Super Quad von Digital Projection. Angeschafft wur-den die Geräte über die ETHA internatio-nal GmbH & Co. KG. Thorsten Hoffmann, Geschäftsführer bei ETHA, sagt: „Der TITAN Super Quad ist ein hervorragendes Beispiel für moderne Projektortechnik. Die Kreativität, mit der das Staatstheater Braunschweig ihn einsetzt, zeigt deut-lich, was mit Hochleistungsbeamern möglich ist. Gerade auch weil wir auf die Beratung unserer Kunden sehr stolz sind, motiviert es uns, wenn wir dazu beitragen können, dass für Besucher und Betrachter ein tolles Erlebnis geschaffen wird.“ Laut Hersteller ist der TITAN Super Quad der kleinste, leichteste, leiseste und hellste 20.000-Ansilumen-Projektor mit vier Lampen am Markt. Ein Pandoras Box DUAL Player dient der Kontrolle, Mash und Mapping wird mit der dazugehöri-gen Manager-Software angepasst.Für die Produktion hängt das Team die Projektoren in die Zugstan-gen des Schnürbodens: Einer ist für die Frontprojektion auf die Rückwand ver-antwortlich, der andere für Projektionen auf die weiße Bodenfläche. Das Signal speist man durch zwei DVI-Kabel mit integriertem Booster in die Projektoren. Die Pandoras Box und Manager-Software verbinden die Techniker über das haus-interne Netzwerk. Video- und Lichtpro-grammierung laufen parallel.Die erstellte Videosequenz wird per Netzwerk durch das Lichtpult, eine Konsole von E.GO Controls, getriggert. Das Gassenlicht setzt Schulzes Team ein, um die Darsteller aus dem Videolicht zu heben. Dieses soll dadurch nicht gestört werden. Die Farbtemperatur und geome-trischen Formen der restlichen Lichttech-nik wird der Videoprojektion angepasst. So ist in einigen Szenen nicht mehr deutlich erkennbar, ob das Licht oder Vi-deo für die Beleuchtung der Bühne zum Einsatz kommt.Das knapp drei Stunden lange Mosaik aus Schauspiel, Projektions- und Lichttechnik steht noch bis 17. Januar 2016 auf dem Spielplan des Staatsthea-ters Braunschweig. Bis dahin erleuchtet die Inszenierung Schulzes „Dantons Tod“ auf beeindruckende Weise. Dessen letzte Aufführung wird wohl allerdings nicht die letzte sein, die ein Theater-betrieb mit außergewöhnlichen Pro-jektionen umsetzen wird. Denn eins ist mittlerweile den meisten Häusern klar: Projektionstechnik öffnet neue Räume. Für Ideen, Besucher und die Theater.
„Neu seit 1690!“
Unter dem Slogan „Neu seit 1690!“ ver-eint das Braunschweiger Staatstheater fünf Sparten unter seinem Dach. Vom Musiktheater und Schauspiel reicht das Repertoire bis zu zeitgenössischem Tanz und Vorstellungen des Jungen Staatsthe-aters für ein jüngeres Publikum. In der aktuellen Spielzeit stehen 30 Premieren und 10 Sinfoniekonzerte des Staatsor-chesters auf dem Plan.Einen besonderen Anziehungs-punkt bilden laut eigenen Angaben die internationalen Kooperationen und Fes-tivals des Staatstheaters Braunschweig: Mit „Fast Forward“ will es vom 19. bis 22. November 2015 Inszenierungen jun-ger Regisseure aus ganz Europa zeigen. Für das Frühjahr 2016 ist die Themenwoche „Interkultur“ geplant. Seit 2012 bündelt das Festival jährlich die interkul-turellen künstlerischen Aktivitäten des Theaters und erweitert sie um Gastspiele sowie Beiträge, die eigens für das Festival entstehen.
Text: Stefan Killer
Fotos: Staatstheater Braunschweig